Der Geist der Weihnacht - Interview mit Robin Scheel
Über die Freundschaft von Scrooge und Marley und die Herausforderung, drei Rollen in ‚Der Geist der Weihnacht‘ zu spielen“
Das Musical "Der Geist der Weihnacht" kehrt am 22. November 2024 zurück ins Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen. Am 30. November 2024 feiert selbiges Stück seine Premiere im Metronom Theater in Oberhausen. Beide Produktionen kommen vom Füssener Festspielhaus und werden parallel an beiden Standorten gespielt.
Im Oberhausener Ensemble spielt Robin Scheel den jungen Marley und covert die Rollen Jakob Marley und junger Scrooge. Für Robin ist es das erste Engagement im Metronom Theater und für das Festspielhaus Neuschwanstein.
Tobias Berger vom Förderverein des Festspielhauses hat Robin zum Interview getroffen.
- Lieber Robin, mit "Der Geist der Weihnacht" spielst du in einer Geschichte mit, die vielen schon von Büchern und Filmen bekannt ist. Was erwartet uns in der Bühnenversion?
- Das stimmt. Die Grundgeschichte ist natürlich die die man kennt. Aber die Bühnenfassung schafft es in meinen Augen sehr gut, vor allem auch das Umfeld von Ebenezer Scrooge zu beleuchten. Der vielleicht größte Unterschied zu der literarischen Vorlage ist, dass Scrooge sich nicht alleine den Stationen seines Lebens stellen muss, sondern von seinem alten Freund, Jacob Marley in Geistergestalt und dem Engel der Weihnacht begleitet wird.
- Du spielst den jungen Marley, erzähl uns doch bitte etwas zu deiner Rolle.
- Marley und Scrooge haben sich in der Lehre kennengelernt, angefreundet und mit der Zeit zu besten Freunden entwickelt. Sie ticken fast identisch und haben die gleichen Vorstellungen von der Zukunft, was sie später auch zu Geschäftspartnern macht. Marley ist eher noch der Lebemann der ab und zu auch gerne mal feiert und gerade im Rückblick in die vergangene Weihnacht zusammen mit Scrooge das Weihnachtsfest mit den Fezziwigs in vollen Zügen genießt.
- Neben deiner Rolle als junger Marley, coverst du auch Jakob Marley und den jungen Scrooge. Drei völlig unterschiedliche Rollen, auf welche freust du dich am meisten?
- Ja, das ist ziemlich cool. Ich finde alle drei Rollen sehr spannend, aber natürlich freue ich mich sehr darauf, als Jakob Marley durch die Show zu führen. Ich mag die Figur jetzt schon und auch die Songs die Marley zu singen hat, mag ich sehr. Ich denke mal, dass man die Geschichte als Marley sehr intensiv erlebt, weil man eigentlich von Anfang bis Ende auf der Bühne ist, wenn auch manchmal nur als Beobachter. Darauf freue ich mich sehr. Aber auch auf den jungen Scrooge freue ich mich, weil ich das Duett "Ein Leben lang" mit Belle musikalisch sehr mag.
- Bei so vielen Rollen ist ja nicht nur viel Text zu lernen, sondern auch viel Choreographie. Eine große Herausforderung, oder?
- Jein. Also auf der einen Seite haben wir das ja alle studiert und machen das ja auch schon eine Weile. Auf der anderen Seite ist es natürlich viel Stoff in kurzer Zeit. Das Gute ist aber, dass die drei Rollen sehr unterschiedlich sind und man dann zum Glück mental gut Grenzen ziehen kann. Allerdings gibt es im 1. Akt eine Szene in der der junge Scrooge und der junge Marley sich darum streiten, ob eine Gans oder eine Ente für Weihnachten besorgt werden sollte und zwar nur mit den Worten "Gans" und "Ente". Da muss ich definitiv aufpassen, wenn ich Scrooge covere.
- Du hast 2018 deinen Abschluss an der Stage School in Hamburg absolviert. Wie läuft eine Ausbildung zum Musicaldarsteller ab?
- Naja, also grundsätzlich hat man natürlich drei oder manchmal auch vier Jahre lang Unterricht in den einzelnen Disziplinen. Sprich Schauspiel, Sprechtechnik, Impro, Gesang, Chor, Jazz Dance, Ballett, Steppen etc. Dazu hatten wir noch Theorie Fächer wie Musiktheorie oder Musiktheatergeschichte. Was ich aber fast am wichtigsten finde, ist das Thema Persönlichkeitsentwicklung, gerade um im Berufsleben später zu wissen, wer man ist und wie man sich präsentiert. Eine Musicalausbildung ist in meinen Augen definitiv auch eine Schule fürs Leben. Man wird täglich kritisiert und immer wieder mit Ablehnung konfrontiert und ist gezwungen, sich täglich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Was aber gleichzeitig auch eine große Chance bietet und ein Geschenk ist, das ich nicht missen möchte. Das Tollste ist aber, dass man täglich von den gleichen Freaks umgeben ist, die das Gleiche lieben und sich auch für diesen wahnsinnigen Job entschieden haben ;D
- Was würdest du Nachwuchstalenten mit auf den Weg geben?
- Am aller wichtigsten ist die Liebe zu dem was man tut. Der Job besteht zu 80% aus Arbeit die keiner sieht. Sprich Auditions, Reisen, E Castings, Vorbereitungen, Auswendiglernen, Unterricht, Jobben, Proben, Training etc. Es gibt immer Phasen, in denen man vielleicht grade mal nichts hat. Man sieht seine Familie sehr selten (meine Familie kommt mich dieses Jahr zum Beispiel an Weihnachten in Oberhausen besuchen, weil wir uns sonst gar nicht sehen könnten). Auch als Beziehungsmensch ist es nicht immer ganz einfach in diesem Beruf. Aber natürlich ist es ein absoluter Traumjob und ich würde nicht tauschen wollen. Mit Musik Geschichten erzählen zu dürfen und Emotionen zu verschenken ist einfach die tollste Aufgabe, die man haben kann. Das geht aber nur mit absoluter Hingabe, bedingungsloser Disziplin und sehr viel Leidenschaft und Leidensbereitschaft. Musicaldarsteller zu sein ist etwas Wunderschönes, hat aber auch einen hohen Preis im Privatleben.
- Neben den verschiedenen Engagements auf der Bühne, bist du auch immer wieder als Resident Director oder Associate Director für verschiedene Produktionen tätig. Wo siehst du dich in ein paar Jahren? Auf oder hinter der Bühne?
- Puh! Das ist eine schwere Frage, weil ich beides liebe. Natürlich ist mein Hauptantrieb gewesen, als Darsteller auf der Bühne zu stehen. Aber auch die Arbeit im Kreativteam bereichert mich sehr. Ich betreue die Flashdance Tour von Showslot seit vier Jahren und Robin Hood von spotlight musicals seit drei Jahren, und beide Shows sind mir sehr ans Herz gewachsen. Irgendwie habe ich fast einen persönlichen Bezug zu den ganzen Figuren in den beiden Shows und weiß ganz genau, wie das jeweilige Regieteam die Geschichte erzählen möchte. Und dann die Shows mit den jeweiligen Darstellern zu betreuen und an den Rollen und den Beziehungen zu einander zu arbeiten ist einfach toll. Generell eine Vision einer Geschichte, die man vielleicht im Kopf hat auf die Bühne zu bringen, ist total faszinierend. Selbst Regie führen durfte ich bisher noch nicht, aber das ist definitiv ein Ziel von mir. Also wenn Jemand eine Projektidee hat, meldet euch bei mir! :D Aber natürlich schlägt mein Herz für die Bühne und als tiefer Bariton kommt meine Zeit langsam erst. Ich glaube, ich verfolge beide Ziele einfach weiter ambitioniert und lasse mich überraschen, wo ich lande und wo das Schicksal mich lieber haben möchte.
- Was verbindest du mit dem Metronom Theater?
- Tatsächlich habe ich bisher noch keine Show dort gesehen und war auch nur einmal für die Audition von Der Geist der Weihnacht dort. Aber das Haus ist natürlich total prestigeträchtig und hat ganz tolle Produktionen gesehen, die u.a. auch auf meiner Bucketlist stehen. Und jetzt selbst dort zu spielen und an diesem Theater zu arbeiten, ist schon ein kleiner Kindheitstraum für mich. Hätte man meinem 10 Jährigen Ich gesagt, dass ich mal am Metronom Theater spiele, hätte ich, glaube ich, einen Kindersekt geköpft.
- Gibt es eine Rolle, die du gerne einmal spielen möchtest?
- Wow, viele! Also was grundsätzlich immer mein Traum war, ist Graf von Krolock. Allerdings bin ich da mit 1,74 ein bisschen klein geraten. Aber never say never. Grundsätzlich mal Vampire zu machen, wäre klasse. Auch Shows wie Rebecca, Elisabeth oder auch alles von Frank Wildhorn stehen definitv auf meiner Liste. Wenn ich aber Rollen nennen muss, würde ich auf jeden Fall Kaiphas in "Jesus Christ Superstar", Blaubär in "Dreizehn und ein halben Leben des Käpt´n Blaubär" oder Karl Wagner in "Kolpings Traum" nennen. Das sind Figuren, die mich entweder musikalisch oder von der emotionalen Reise sehr interessieren.
Lieber Robin, wir wünschen Dir eine tolle Spielzeit mit "Der Geist der Weihnacht" und alles Gute für deine weitere Karriere im Musicalbereich.
Vielen Dank für deine Zeit!
"Der Geist der Weihnacht" läuft ab November 2024 parallel im Metronom Theater in Oberhausen und im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen.
Text: Tobias Berger
Szenenbilder: Benedikt Siegert, Michael Böhmländer